Scheinbare Alltagsaufgaben werden nicht immer mit der nötigen Planungstiefe bearbeitet. Laut Jury löste die Architektengemeinschaft Molter/Thrun die Erweiterung eines landwirtschaftlichen Betriebes in Stein-Bockenheim dagegen auf anspruchsvolle Weise. Hier ergänzten die Architekten den Bestand des Weingutes Steitz um einen Neubau, der als zusätzlicher Produktions- und Lagerbereich dient und außerdem hilft, die Produktionsabläufe zu optimieren. Für den neuen Barrique- und Probierraum sowie ein Flaschenlager bot sich der Umbau einer alten Scheune an.
Die vorgehängte hinterlüftete Fassade des Hallenneubaus bekleideten die Architekten mit naturbelassenem sibirischen Lärchenholz. Die Boden-Deckelschalung wurde vertikal auf eine Holz-Unterkonstruktion montiert, wobei die Schalbretter in den Breiten variieren und so eine lebendige Fassadenansicht schaffen. Insgesamt umfasst die Holzfassade nicht nur den Hallenbau, sondern zieht sich über das Volumen des Baukörpers hinweg und wird so zur Begrenzung eines zweiten Hofes, der gleichsam den Hoftypus der Anlage aufgreift. In ihrer Anmutung erinnert die Fassade an die Dauben von Weinfässern. Nach Ansicht der Jury liegt die Stärke des Entwurfs auch in der Übernahme des Bautypus „Scheune“, der unter den örtlichen Bedingungen und durch die präzise Zäsur mit dem eingeschnittenen Innenhof seine große Spannung erhalte. „Die Kraft des Gebäudes erwächst aus der Einfachheit, der exakten robusten Detaillierung, die den ländlichen Charakter des Umfeldes angemessen ist.“