Zeichenhafter Auftritt

Hörsaal Campus Center der Universität Kassel

Mit fünf exponierten Fassaden bildet der Neubau der Berliner Architekten raumzeit die neue Mitte am Campus Holländischer Platz im innerstädtischen Nordosten von Kassel. Präzise angeordnete und lebhaft reflektierende Aluminiumtafeln bekleiden das kompakte Gebäudevolumen mit markanten Vor- und Rücksprüngen. Im Verlauf der ansteigenden Hörsäle macht die vorgehängte hinterlüftete Fassade die Schnittgestalt der beiden Längsseiten erlebbar. Sie umfasst auch Loggien, Einschnitte und Rücksprünge. Dergestalt setzen die Architekten Außen und Innen des kompakten Baukörpers zueinander in Beziehung. Das Gebäude von raumzeit Architekten aus Berlin erhielt den Deutschen Fassadenpreis für VHF 2015.

Mit gezielt platzierten Loggien und Einschnitten setzen die Architekten Außen und Innen des kompakten Baukörpers miteinander in Beziehung.  Foto: Werner Huthmacher, Berlin
Mit gezielt platzierten Loggien und Einschnitten setzen die Architekten Außen und Innen des kompakten Baukörpers miteinander in Beziehung. Foto: Werner Huthmacher, Berlin

Mit einer Nutzfläche von rund 4.900 Quadratmetern integriert das zeichenhafte Bauwerk sechs Hörsäle sowie sechs Seminarräume mit rund 2.700 Plätzen. Hinzu kommen Büros und viel Raum für zentrale Beratungs- und Serviceeinrichtungen der Universität und des Studentenwerks. Von allen Fachbereichen gut zu erreichen, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Zentralmensa, schafft der prägnante Neubau zwischen Stadt und Park ein Zentrum inmitten der attraktiven Bildungslandschaft, die dem aufstrebenden Universitäts- und Wissenschaftsstandort Kassel entspricht.

Das Hörsaal Campus Center geht zurück auf einen städtebaulich-hochbaulichen Wettbewerb, den das Berliner Büro raumzeit Architekten bereits 2008 für sich entscheiden konnte. Der Rahmenplan sieht mehrere Nebenbauten für einen konzentrierten Universitätsstandort vor. Zwei davon – neben dem Hörsaal Campus Center auch den Neubau für den Fachbereich Architektur Stadtplanung Landschaftsplanung – konnte das Büro inzwischen selbst realisieren. Für den zentralen Universitätsbau entwickelte das Team um Jan Läufer, Gunnar Tausch und Friedrich Tuczek einen Stahlbetonkörper auf einem polygonalen Grundriss mit einem zentralen Atrium im Gebäudeinneren, das bis ins dritte Geschoss reicht.

Im Erdgeschoss und teilweise auch im ersten Stock springt das Gebäudevolumen zurück und gibt so den angrenzenden Wegen mehr Raum. An den beiden Längsseiten ist die Lage der ansteigenden Hörsäle ablesbar. Diese zeichenhafte Wirkung wird durch die präzise Anordnung der Fassadenbekleidung unterstützt. Nicht stumm und kompakt, sondern vielmehr belebt und offen zu wirken war die Intention in der Fassadengestaltung. Die VHF vereint Funktionalität und Fernwirkung für den Baukörper. Als Bekleidung der vorgehängten hinterlüfteten Fassaden wählten die Architekten großformatige, circa eineinhalb Meter breite und bis zu vier Meter hohe, eloxierte Aluminiumtafeln. Alle Sohlbänke, Attiken, Rücksprünge und Untersichten wurden vom Fassadenbauer mit diesem Material als VHF ausgeführt, sodass der Eindruck eines plastischen Reliefs der Fassade, die aus dem Städtebau heraus entwickelt wurde, sich auch in der Nahsicht einstellt.

raumzeit Architekten konzipierten die Fassaden für das Erscheinungsbild eines plastisch durchgeformten Baukörpers mit einem Wechsel von verglasten Abschnitten zu opaken Außenwänden. Obwohl diese nicht durchlässigen Außenwände mit 57 % der Fassade überwiegen, wirkt das Gebäude offen und einladend. Dies gelang durch die Einwärtsneigung der opaken Flächen, etwa oberhalb der Hörsaalfenster. Sie bricht die mögliche Frontalität großer, geschlossener Wandflächen. So werden diese Abschnitte optisch mit den verglasten Flächen zusammengezogen.

„Mit einer gebauten Schnittfigur, welche das Innenleben dieses Hauses mit seinen unterschiedlichen Raumkonfigurationen abbildet, entwickelt das neue Hörsaal Campus Center einen prägnanten, zeichenhaften Auftritt“, urteilte die Jury des Deutschen Fassadenpreises 2015 für VHF. „Die Architekten loten in beispielhafter Weise die plastischen Möglichkeiten vorgehängter Fassadensysteme aus. Durch die geschickte Variation in der Fassadenebene, die sowohl über die Verformung der inneren Betonschale als auch den Abstand zwischen konstruktiver Wand und Bekleidung erreicht wird, entsteht eine prägnante und bildhafte Komposition. Die präzise unsichtbare Befestigung der Aluminiumpaneele unterstützt diese Wirkung zusätzlich.“

Mit dieser Begründung zeichnete die Jury das neue Hörsaal Campus Center (HCC) der Universität Kassel von raumzeit Architekten mit dem Deutschen Fassadenpreis 2015 für VHF aus.


Jan Läufer, Gunnar Tausch und Friedrich Tuczek vom Berliner Büro raumzeit sind Preisträger des Deutschen Fassadenpreises für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF) 2015 und geben in diesem Video Einblicke in ihre Entwurfsarbeit.
 

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