Schwäbisches Highlight

Anerkennung Deutscher Fassadenpreis 2018 für VHF: thyssenkrupp Testturm, Rottweil

Mit dem 246 Meter hohen Testturm lässt sich das Schwingungsverhalten moderner Wolkenkratzer imitieren. Foto: Detlef Berndt, Zimmern
Mit dem 246 Meter hohen Testturm lässt sich das Schwingungsverhalten moderner Wolkenkratzer imitieren. Foto: Detlef Berndt, Zimmern

Mit einer Höhe von 246 Metern ist der thyssenkrupp Turm in Rottweil eines der höchsten Bauwerke Deutschlands. Seit langem wirbt die älteste Stadt Baden-Württembergs mit der Silhouette mittelalterlicher Türme in ihrem Stadtbild. Nun bildet der von Werner Sobek in Kooperation mit Helmut Jahn unter nachhaltigen und ressourcenschonenden Gesichtspunkten erbaute Turm einen zusätzlichen Anziehungspunkt vor den Toren der Stadt. Erstellt wurde der Testturm, um Hochgeschwindigkeitsaufzüge der neuesten Generation zu testen und zu zertifizieren. Damit trägt er weltweit zu einer erheblichen Verkürzung der Entwicklungszeit künftiger oder bereits in der Konstruktionsphase befindlicher Wolkenkratzer bei.

Im Innern der hohen Stahlbetonröhre, die mit einem Durchmesser von 20 Metern zügig im Gleitschalungsverfahren erbaut wurde, sind 12 Aufzugsschächte angeordnet. In ihnen laufen die Tests mit Geschwindigkeiten von bis zu 18 m/s. Aufgrund der hohen Effektivität der Gebäudekonstruktion liegen an der Turmspitze die maximalen Horizontalverformungen infolge von Wind lediglich bei 331 Milimetern. Dies ist relevant, weil bei spezifischen Aufzugstests in Rottweil das Schwingungsverhalten der höchsten Gebäude der Welt, etwa im Fall von Erdbeben, imitiert wird. Die im Turm integrierte Technologie, ein Schwingungstilger, gleicht hierfür nicht nur wind- und wetterbedingte Bewegungen aus. Das tonnenschwere Pendel kann den Bau auch kontrolliert in Bewegung setzen und damit Schwingungen anderer Gebäude simulieren.

Schon im Vorfeld der Planung war klar, dass an diesem Standort nur ein skulpturaler Bau und kein reiner Funktionsbau die breite Zustimmung der Öffentlichkeit finden könnte. Daher legten die Architekten großen Wert auf seine Gestaltung und fanden mit der textilen Bekleidung der Fassade, deren Transparenz von unten nach oben ansteigt, eine kongeniale Lösung. So wirkt sich die spiralförmige Anordnung der Vorgehängten Hinterlüfteten Fassade günstig auf das Schwingungsverhalten des Turms aus. Die textilen Fassadenelemente aus PTFE beschichtetem Glasfasergewebe reduzieren zudem die direkte Sonneneinstrahlung und tragen zur Dauerhaftigkeit der Betonkonstruktion bei. Die Befestigung der VHF erfolgte an sechs einfachen, den Turmschaft umlaufenden Stahlrohren, die an präzise gesetzten Ankerpunkten fixiert sind. 

Die Jury zeigte sich auch unter ästhetischen und baukulturellen Gesichtspunkten überzeugt. „Die spiralförmig vor der Röhre angebrachte VHF ist nicht nur ein ingenieurtechnisch wirksamer Beitrag zur Reduzierung des Schwingungsverhaltens des Turmes, sondern verleiht diesem vor allem seine charakteristische Form. Aus einem schlichten, technischen Bauwerk entsteht mithilfe dieser markanten Hülle eine wahrzeichenfähige Landmark-Architektur. Schönheit sowie tragwerksplanerische und gebäudehüllende Funktion sind gleichermaßen Nutzen einer unaufwendigen und genialen Textilfassadenlösung. An der Turmspitze öffnet die schräg endende Hülle das Röhrenende, das mit einem Fensterpaket dem Bauwerk einen Hochhauscharakter verleiht. Gleichzeitig wird das Geheimnis der Torsionshülle gelüftet. Die Jury sieht beim thyssenkrupp Testturm eine in jeder Weise herausragende Fassadenlösung.“


Mithilfe der markanten Hülle aus PTFE-beschichtetem Glasfasergewebe entsteht aus einem schlichten, technischen Bauwerk eine wahrzeichenfähige Landmark-Architektur. Foto: Armin Scharf, Tübingen
Mithilfe der markanten Hülle aus PTFE-beschichtetem Glasfasergewebe entsteht aus einem schlichten, technischen Bauwerk eine wahrzeichenfähige Landmark-Architektur. Foto: Armin Scharf, Tübingen
Die textile Bekleidung der VHF wurde mit einer Schlittenkonstruktion elementweise von oben nach unten an umlaufenden Stahlrohren und präzise gesetzten Ankerpunkten befestigt. Foto: Zooey Braun, Stuttgart
Die textile Bekleidung der VHF wurde mit einer Schlittenkonstruktion elementweise von oben nach unten an umlaufenden Stahlrohren und präzise gesetzten Ankerpunkten befestigt. Foto: Zooey Braun, Stuttgart
 

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