Deutscher Fassadenpreis Empfangshalle
Die Bibliothek als Buch

Neuer Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig

Nach fast vier Jahren Bauzeit wurde der neuste Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek am Deutschen Platz in Leipzig eröffnet. Die vierte Erweiterung für die 1912 gegründete Institution wurde von Gabriele Glöckler, Siegerin in einem europaweiten Ausschreibungswettbewerb, entworfen und in Arbeitsgemeinschaft mit dem Büro ZSP Architekten geplant und realisiert.

Der vierte Erweiterungsbau fügt in seiner eigenständigen Gestaltung dem Deutschen Platz ein neues architektonisches Element hinzu und realisiert zugleich eine harmonische bauliche Verbindung von Hauptgebäude und Bücherturm der Deutschen Nationalbibliothek. Die ersten beiden Erweiterungsbauten erstreckten sich noch hinter der Fassade der 1916 von Oskar Pusch gebauten Deutschen Bücherei. In den 1970er Jahren errichtete die DDR in nur geringem Abstand zum historischen Bau einen kühlen, fensterlosen Komplex aus fünf hohen Türmen. Der neu geschaffene Erweiterungsbau schließt die Lücke und verbindet den klassizistischen, mit Einflüssen des Wiener Jugendstils aufgelockerten Riegel mit den Büchertürmen zu einem Ensemble. Durch den neuen Erweiterungsbau kommunizieren die drei verschiedenen Baustile nun miteinander.

Funktion kreiert Form
„Das Konzept ‚Umschlag - Hülle - Inhalt‘ übersetzt die Funktion des Gebäudes in Architektur“, so die Architektin. Der Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig ist schwungvoll und thematisiert die Funktion des Gebäudes. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum ist im leicht zurückspringenden Erdgeschoss platziert. Es öffnet sich den Blicken der Passanten; der neue Eingang steht in Sichtbeziehung zum Haupteingang des Altbaus. „Der Inhalt wird durch eine kompakte Hülle um die Magazinbereiche geschützt. Ein leichter Umschlag formt die Außenhaut und bindet die Einzelbereiche zusammen“, erläutert die Architektin. "Mit der Umsetzung der Vierten Goldbergvariation von Bach in abgestuft rote Fassadenelemente wird zugleich auf das Deutsche Musikarchiv und die Musiktradition der Stadt Leipzig angespielt."

Optischer Blickfang und Klimapuffer: die Außenhülle aus Aluminium-Verbundplatten
Um das tragende Skelett aus Geschossdecken und Stützen (Inhalt) liegt die Außenwandkonstruktion des Baukörpers (Hülle). Eine silbrig glänzende Wetterhaut (Umschlag) umschließt die unterschiedlichen Bereiche, definiert die äußere Form des Baukörpers und bildet einen "Klimapuffer" um die voll klimatisierten Magazine. Der Umschlag des ruhenden Folianten aus ALUCOBOND® Aluminium-Verbundplatten schmiegt sich faltenlos an und bietet sowohl dem Inhalt als auch der Hülle Schutz. Das trigonale Fugenraster des Umschlags lässt eine abstrakte stoffliche Haptik erahnen. Fortgeführt um die Hülle findet es sich auch im Inneren wieder: im Bereich des Treppenaufganges ebenso wie an den Decken oder im Lesesaal. Aus dem planerischen Konzept des Umschlags entsteht die Anforderung an Kontinuität des Materials. Die einheitliche Umsetzung verlangt nach Materialeigenschaften wie Leichtigkeit, Verformbarkeit und Stabilität. Die schützende Funktion des ALUCOBOND®-Umschlags ist nicht nur optischer Natur, sondern erfüllt auch dauerhaft ihre reale Aufgabe. Der Übergang zu den Türmen ist in der Materialität fließend. Der Bücherturm ist mit ALUCOBOND® in neutralem Weiß verkleidet und betont seine kubische Erscheinung.

Hinter der Fassade steckt ein energetisches Konzept
Umschlag und Hülle sind Bestandteil des energetischen Konzepts. Auf eine Holzkonstruktion wurden Dämmung und Dichtung aufgebracht. Die aufgeständerte Metallunterkonstruktion trägt die zweiseitig gebogenen ALUCOBOND®-Kassetten. Die Hinterlüftung der hochgedämmten, zweischaligen Gebäudehülle lässt sich mit Hilfe von Klappen regeln. So wird im Sommer die Wärme der Sonneneinstrahlung abtransportiert, im Winter dient die stehende Luft durch Schließen der Klappen als Wärmedämmung gegen Kälte. Die hohen klimatechnischen Ansprüche einer konstanten Luftfeuchte von 50% bei 18 Grad Celsius im Büchermagazin wurden mit einem innovativen Konzept zur Geothermienutzung verbunden. Für die Versorgung großer Bereiche des Gebäudes mit Heiz- und Kühlwasser wird Erdwärme genutzt. 48 Erdwärmesonden reichen mit insgesamt fast 6.000 Metern Bohrlänge 124 Meter in den Grund am Deutschen Platz. Das ganzheitlich realisierte Energiekonzept bewirkt eine Reduzierung der Energiekosten gegenüber konventionellen Methoden um rund 50%.

Erweiterungsbau war Teil des deutschen Beitrags zur Architekturbiennale in São Paulo 2011

Der Erweiterungsbau wurde auf der Architekturbiennale São Paulo 2011 vorgestellt, für die die Bundesarchitektenkammer (BAK) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und in Zusammenarbeit mit der Bundesingenieurkammer (BIngK) den deutschen Beitrag zusammengestellt hat. Aus 120 Einreichungen waren 20 Projekte siegreich. Der Beitrag des Jahres 2011 stand unter dem Motto „Baukultur made in Germany“: „Wir wollen in São Paulo sowohl die hohe baukulturelle und städtebauliche als auch ingenieurtechnische Qualität deutscher Planerleistung vorstellen“, so Sigurd Trommer, BAK-Präsident zu den Erwartungen an die Projekte. „Neben internationaler Relevanz geht es um Beispiele nachhaltigen Bauens, als auch um besondere landes- und klimaspezifische Lösungen“.

Hintergrund: Die Deutsche Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek sammelt als größte deutsche Bibliothek alle deutschen und deutschsprachigen Medienwerke sowie Auslandsveröffentlichungen mit Bezug zu Deutschland. 1912 in Leipzig gegründet, hat sie heute Standorte in Frankfurt am Main und Leipzig. Ihr Bestand wächst jedes Jahr um rund 600.000 physische Medieneinheiten (Bücher, Zeitschriften, CDs, CD-ROMs, DVDs) und umfasst zurzeit rund 26 Millionen Werke, auf die jährlich von mehr als 226.000 Lesesaalbenutzern zugegriffen wird. Zur Deutschen Nationalbibliothek gehören auch das Deutsche Musikarchiv, das Deutsche Buch- und Schriftmuseum und das Deutsche Exilarchiv 1933-1945. Aktuell beherbergt eine Gesamtfläche von 14.000 Quadratmetern das Deutsche Buch- und Schriftmuseum sowie das bisher in Berlin ansässige Deutsche Musikarchiv.

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