Im zentralen Hamburger Stadtteil Eimsbüttel ist der Umbau eines Gewerbebaus aus den 70er Jahren in ein Wohnhaus mit fünfzehn Eigentumswohnungen auf bemerkenswerte Weise gelungen. Das Hamburger Architekturbüro blauraum architekten entwickelte ein homogenes Gebäude, das eine Vielfältigkeit der Wohnungen ermöglichen und sichtbar machen soll. So entkernten sie den Stahlbeton-Skelettbau bis auf den Rohbau und hängten Boxen als Sonderräume an.
Dadurch wurden die einzelnen Wohnungen um Badezimmer, Küche oder Schlafzimmer erweitert, wobei der Grundriss sich individuell veränderte und zahlreiche Grundrissvarianten bietet. In Richtung Straße und Hof zeigt der Wohnungsbau jeweils ein anderes Fassadenkonzept: Raumhohe Verglasungen prägen die Hofseite. Die geschlossene Lochfassade zur Straße hin reagiert gleichwohl intensiv auf die nähere Umgebung. Denn die Boxen sind seitlich verglast, wodurch die Blickrichtung der Bewohner ungewohnt von außen auf das eigene Gebäude, die eigene Wohnung gelenkt wird. Zur Bekleidung der konventionell ausgeführten vorgehängten hinterlüfteten Fassade mit AL-Unterkonstruktion und Wärmedämmung setzten die Architekten Hochdruck-Schichtpressstoffplatten (HPL) mit Holzdekor ein und erzielten eine verblüffende Wirkung, die dem Gebäude in seiner „Uneindeutigkeit“ entspricht. Bei der Ausführung wurden die Tafeln teils geklebt oder genietet. Für die Jury führt der kreative Umgang mit dem Bestand zu einer großen Qualitätssteigerung. So werde nicht zuletzt auch durch die präzise Detaillierung der Fassade eine ausdrucksstarke Architektur erreicht, die auf ihre banale Umgebung ausstrahle: „Das Thema der vorgehängten hinterlüfteten Fassade wird bei dieser Arbeit auf raffinierte Weise in die dritte Dimension übertragen.“