22. Mai 2023
„VHF – Sozialer. Ökonomischer. Ökologischer.“ unter diesem Leitthema präsentierte der Fachverband für vorgehängte hinterlüftete Fassaden e.V. (FVHF) auf der BAU 2023 die permanente Weiterentwicklung der Fassadenbauart der Vorgehängten Hinterlüfteten Fassade VHF mit innovativen, langlebigen und zirkulären Produkten die gesellschaftlichen Herausforderungen durch Klimawandel, Ressourcenknappheit und Energiekrise zu meistern. Großes Potenzial, um nachhaltiges Bauen günstiger, schneller und innovativer zu gestalten, hat auch die Initiative zum Gebäudetyp E, die auf dem FVHF-Pressegespräch hochaktuell und interdisziplinär diskutiert wurde.
Unter dem Titel Mehr Innovation wagen: Gebäudetyp E – Modell für eine sozialere, ökologischere, ökonomischere Architektur? hatten der FVHF und die Bundesstiftung Baukultur am Messe-Dienstag zum Austausch mit Planern, Politik, Handwerk und Fachpresse geladen. Als Standpartner treten die Bundesstiftung Baukultur und der FVHF schon seit vielen Jahren gemeinsam auf der BAU in München auf. Begrüßt von FVHF-Vorstand Andreas Reinhardt stellte Dr. Claudia Rudisch, Presse-Referentin der Bundesstiftung Baukultur, den neuen Baukultur Bericht zur Umbaukultur vor, der den Paradigmenwechsel der Bauwende einläuten und begleiten soll. Anhand beispielhafter Projekte zeigt sich, wie im Bestand vieles neu gestaltet und auf einfache Weise weiterentwickelt werden kann.
Für „E“ wie einfach und experimentell steht der Gebäudetyp E, eine Initiative der Bayerischen Architektenkammer, die abweichend von geltenden Normen und anerkannten Regeln der Technik einen Gebäudetyp E etablieren will, der nachhaltiges Bauen innovativer und zugleich schneller und günstiger, aber auch rechtssicher für Planer, Verarbeiter und Bauherrn macht. Florian Dilg, Geschäftsführer von Architektur: Zwingel/Dilg und Leiter der Taskforce Gebäudetyp E der Bundesarchitektenkammer, fasste in einem zweiten kurzen Impuls-Statement die Idee samt ihrer Herausforderungen zusammen. „Wir wollen nicht das ganze System abschaffen, sondern neue Möglichkeiten erzeugen und es Architekten und fachkundigen Bauherren gestatten, wo sinnvoll, von der Norm abweichen zu können und das vertraglich zu vereinbaren. Dabei bleiben natürlich die Schutzziele der Bauordnung in Bezug auf Standsicherheit, Brandschutz, Umweltschutz, gesunde Lebensverhältnisse und Wärmeschutz unberührt“, führte Florian Dilg nach Rückfragen aus dem Publikum der Fachjournalisten weiter aus.
Dass der Bayerische Landtag sich für die Einführung des Gebäudetyps E in Bayern einsetzt und Pilotprojekte unterschiedlicher Nutzung vorbereitet, ist Sebastian Körber, baupolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Bayern und Vorsitzender des Ausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr im Bayerischen Landtag, zu verdanken. Auf bemerkenswerte Weise ist dem Architekten ein parteiübergreifender Schulterschluss gelungen, um das Thema auf eine breite Basis zu stellen. „Der Gebäudetyp E steht nicht nur für einfach, sondern bewusst für experimentell – aus meiner Sicht eine große Chance für den Bestand und auch um Kosten zu sparen.“
Als Spezialist für Fassadenfachplanung weitete Florian Scheible, Geschäftsführer von Schöne Neue Welt Ingenieure, die Perspektive. Er sieht die Chance, dass „innovative Verfahren, Konstruktionen und Technologien kreislauffähiges Bauen möglich machen. “ Dazu müssen sich Planer bei der Gestaltung von Gebäuden genauso wie bei der Konstruktion und schließlich in der Vergabe an den Leitthemen „Ressourcenschonung und CO2-Einsparung“ orientieren.
Auch für das Handwerk erkennt Martin Jax, Geschäftsführer von S+T Fassaden, einen echten Mehrwert darin, „durch frühzeitige Einbindung das Know-how der ausführenden Gewerke in den Prozess einzubringen, um einfache und sichere Lösungen zu entwickeln.“ Und Andreas Reinhardt, Vorstandsvorsitzender des FVHF verspricht sich „großes Potenzial, um einen Beitrag zu leisten zu einer sozialeren, ökonomischeren und ökologischeren Architektur“.
Bei aller Begeisterung für den Gebäudetyp E mahnte Moderator Prof. Jan R. Krause, dass Einfachheit kein Selbstzweck sei. In diesem Sinne sprach Dr. Claudia Rudisch von der Bundesstiftung Baukultur das passende Schlusswort: „Vergesst nicht die Ästhetik. Denn Schönes wirft man nicht weg. Und das ist wahre Nachhaltigkeit."
Produkt- und Referenzschau der Mitglieder
Einer nachhaltigen Produktschau konnten sich die Besucher der BAU auf dem FVHF-Messestand in Halle A2 widmen. Die Mitglieder waren aufgerufen innovative und nachhaltigen Produktneuheiten vorzustellen, die die permanente Weiterentwicklung der Fassadenbauart mit langlebigen und zirkulären Produkten – von der Verankerung und Unterkonstruktion über Dämmung, Bekleidung bis hin zur Befestigung – dokumentieren. Daneben zeugte die Referenzschau des erweiterten Netzwerks aus Architekten, Fachplanern und Fassadenbauer von der besonderen Innovationsfähigkeit der VHF, die Fragen des Wohlbefindens, der Nutzungsflexibilität, Energieerzeugung und Effizienzsteigerung innovativ und wirtschaftlich beantwortet. Zu den Highlights der Referenzschau zählten auch die ausgezeichneten Projekte des aktuellen Deutschen Fassadenpreises für VHF.
Eine haptische Installation zur Recyclingfähigkeit und Zukunftsfähigkeit der VHF ergänzte die Projekt- und Produktausstellung der interdisziplinären FVHF-Mitglieder. So wurde spielerisch erfahrbar, dass die VHF im wahrsten Sinn ein Wertstofflager ist und wie kaum ein anderes Fassadensystem als Ganzes und in den einzelnen Komponenten demontierbar, sortenrein trennbar und wiederverwendbar ist. Ganz im Sinne zirkulären Bauens.
„Wir haben großes Interesse erlebt an dem Konzept der Vorgehängten Hinterlüfteten Fassade als Wertstofflager. Wir nehmen wichtige Impulse von dieser Messe mit und werden uns weiterhin für das Bauen im Bestand engagieren“, lautet das Fazit von FVHF-Geschäftsführer Ronald Winterfeld.
Neben Moderator Prof. Jan Krause waren Martin Jax (S+T Fassaden), Florian Scheible (Schöne Neue Welt Ingenieure), Sebastian Körber (FDP-Landtagsfraktion Bayern), Dr. Claudia Rudisch, (Bundesstiftung Baukultur) und Florian Dilg (Architektur: Zwingel/Dilg und Leiter der Taskforce Gebäudetyp E der Bundesarchitektenkammer) auf dem Podium (v.l.n.r.).
Zahlreiche Mitgliedsunternehmen aus den Bereichen der Verankerung, Unterkonstruktion, Dämmung, Bekleidung und Befestigung unterstützten die Geschäftsstelle und begrüßten die Besucher am BAU-Messestand.