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Serielles und modulares Bauen - Was kann die Fassade leisten?

17. Deutscher Fassadentag®

Der 17. Deutsche Fassadentag fand dieses Jahr seinen Weg in die baden-württembergische Hauptstadt Stuttgart. Bei strahlend blauem Himmel und fast sommerlichen Temperaturen empfing der Fachverband für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (FVHF) über 130 Gäste. Unter dem Titel „Serielles und modulares Bauen - Was kann die Fassade leisten?“ erwartete die Teilnehmer ein spannendes Besichtigungs- und Vortragsprogramm. Im Fokus standen die Fragen „Wie lassen sich Bauprozesse von vorgefertigten, modularen Wand- und Fassadenkonstruktionen effizienter gestalten?“ und „Wie können innovative, serielle Bauweisen partnerschaftlich umgesetzt werden?“. Dazu waren namenhafte Experten geladen: aus der Wohnungswirtschaft, von Generalunternehmern, Planern und Ingenieuren sowie aus der Material- und Technologieforschung.

Den Auftakt der Veranstaltung bildete ein exklusiver Einblick in die Welt der Material- und Technologievielfalt bei der raumPROBE. Der Geschäftsführer Joachim Stumpp zeigte anhand von einzelnen Materialmustern auf, welche innovativen seriellen Fertigungsverfahren dem Markt heute bereits zur Verfügung stehen. Anschließend konnten die Teilnehmer selbst durch die umfangreiche Sammlung von Materialmustern gehen und diese mit allen Sinnen erkunden.

Im FORUM - Haus der Architekten begrüßte Moderatorin Ulrike Trampe, Chefredakteurin der DW - Die Wohnungswirtschaft, herzlich die zahlreich erschienen Gäste. Christoph Meyer, Mitglied des 19. Deutschen Bundestages, eröffnete das Vortragsprogramm mit einem interessanten Impulsvortrag. In seiner Ansprache zur „Baupolitik im Umbruch“ beleuchtete er die aktuelle politische Situation: „Gerade Ballungszentren und Hochschulstädte stehen vor der Herausforderung angespannter Wohnungsmärkte. Gegen steigende Mieten helfen keine Bremsen, sondern nur bauen, bauen, bauen. Serielles und modulares Bauen kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.“

Prof. Jörn Walter, Oberbaudirektor a. D. der Freien und Hansestadt Hamburg, knüpfte mit dem zweiten Vortrag an seinen Vorredner an und zeigte anhand von Statistiken und Referenzbeispielen, dass das „serielle Bauen einen signifikanten Beitrag zur zügigen und bezahlbaren Wohnraumbereitsstellung in Deutschland leisten könnte. Dies gilt für die Wiederholung bewährter Bautypen. Im industriell vorgefertigten Element- und Modulbau wird zwar viel experimentiert, es fehlen aber noch die Fertigungskapazitäten für eine wirklich kostengünstige Herstellung.“ Er wies darauf hin, wie wichtig es sei, dass nur durch die entsprechend gebündelte Nachfrage aus der Wohnungswirtschaft diese Kapazitäten geschaffen werden können.

Einen weiteren wichtigen Aspekt des seriellen und modularen Bauens beleuchtet Dipl.-Ing. Architekt Hans-Otto Kraus, ehem. Geschäftsführer GWG München. „Danach müssen noch engere Kooperation mit der Bauwirtschaft zur Entwicklung gemeinsamer Strategien geschaffen werden. Nur wenn von Anfang an alle „Mitspieler“ einbezogen werden, kann kostengünstiges Bauen realisiert werden. Auch ist die Bauwirtschaft auf das industrielle Bauen nicht genügend eingerichtet: Modulare, serielle Bausysteme sind hier dringend gefragt.“

Wie ein modulares serielles Bausystem in der Umsetzung aussehen kann, zeigte im direkten Anschluss Michael Lauer von ALHO Modulare Gebäude exemplarisch auf. Als Generalunternehmen fertigt das Unternehmen Raumzellen im Stahlbau, modular bis zu sieben Geschosse im Wohnungsbau unter Qualitätssicherung der RAL-Gütergemeinschaft. Die Vorgehängte Hinterlüftete Fassade (VHF) wird hierbei mit Putz oder Metalloberfläche in Vorortmontage modulübergreifend montiert. Für Architekt Michael Lauer bedeutet diese Fertigungsweise „einen Quantensprung im Bauwesen. Vom Handwerk zum IT- und prozessgesteuerten Fertigungsverfahren, dass bedeutet Schnelligkeit, Qualität, Kosten- und Planungssicherheit. Die modulare Bauweise hat sich zu einer echten Alternative zum Massivbau entwickelt“.

Für Maria-Elisabeth Endres, Projektleiterin des Ingenieurbüros Hausladen GmbH und Doktorandin am Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen der TU München, stellt sich die entscheidende Frage der Zukunft: „Entscheidet das Maß an Technik und Steuerung über die Intelligenz der Häuser oder das Haus selber?" Für Endres sind "Low Tech und eine robuste Fassade wesentliche Voraussetzungen des Modularen Bauens". Sie sieht die Potenziale vor allem in mehr Investitionen in Fassadenelemente mit langer Lebensdauer statt kurzlebigen Lebenszyklen.

Einen abschließenden und äußert spannenden Ausblick auf zukünftige Fertigungsverfahren und Fassadenmaterialien in serieller und modularer Bauweise bot Dr. Sascha Peters von HAUTE INNOVATION, Zukunftsagentur für Material und Technologie aus Berlin, in seinem Vortrag. Er zeigte Werkstoffe aus der Biotechnologie wie zum Beispiel Dämmstoffe aus Seegras oder aus Pilzmycel. Recycelte Werkstoffe aus Papier und Kunststoff, die sich für die Fassade als Konstruktions- und / oder Bekleidungsmaterial verwenden lassen, wurden genauso bestaunt wie die Prototypenhäuser aus Beton und Lehm, erstellt mittels eines riesigen 3-D Druckers. Moderatorin Ulrike Trampe knüpfte daran an und fasste abschließend zusammen: „Die Aufgabe durch serielles und modulares Bauen Kosten und Zeit zu sparen, ist nicht neu. Neu sind technische Lösungen, die vor allem in der Fassade liegen.“ Mit einem atemberaubenden Blick über den Stuttgarter Talkessel tauschten sich die Referenten und Gäste beim Get-together noch angeregt und lange aus.

v.l.n.r. Ronald Winterfeld, Geschäftsführer des FVHF; Ulrike Trampe, Chefredakteurin DW - Die Wohnungswirtschaft; Frank Weigelt, Vorstand des FVHF; Dr. Sascha Peters, HAUTE INNOVATION; Prof. Jörn Walter, Oberbaudirektor a. D. der Freien und Hansestadt Hamburg; Michael Lauer, ALHO Systembau GmbH; Hans-Otto Kraus, ehem. Geschäftsführer GWG München; Maria-Elisabeth Endres, Ingenieurbüro Hausladen GmbH, Doktorandin am Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen, TU München; Christoph Meyer, Mitglied des 19. Deutschen Bundestages.

Fotos: Till Budde

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