Coole Kiste für Start-ups

Gewerbehof Laim, München

Mit anthrazitfarbenen Arkaden und leuchtendem Weiß der transluzenten Fassade realisierten die Architekten von bogevischs buero in München einen Gewerbehof mit hohem Aufmerksamkeitswert. Die Aufwertung der städtebaulichen Situation längs einer viel befahrenen Ausfallstraße hatte der öffentliche Bauherr, eine städtische Tochter, bereits im Vorfeld durch einen auf die Fassade fokussierten Wettbewerb forciert. Nun trägt der markante „Gussglasklotz“, wie Rainer Hofmann, Architekt im Büro bogevisch den fünfgeschossigen Stahlbetonskelettbau benennt, wesentlich zur gewünschten Verbesserung der relativ zentrumsnahen Lage bei.

Auf die extremen Lärmbelastungen der exponierten Lage zwischen einer  sechsspurigen Ausfahrtstraße und einer Bahntrasse reagierten die  Architekten mit einer bemerkenswerten, transluzenten VHF. Der Gewerbehof bietet 50 bis 70 Start-up-Unternehmen kostengünstige Produktions- und Verkaufsräume.   Foto: Julia Knop, Hamburg
Auf die extremen Lärmbelastungen der exponierten Lage zwischen einer
sechsspurigen Ausfahrtstraße und einer Bahntrasse reagierten die
Architekten mit einer bemerkenswerten, transluzenten VHF. Der Gewerbehof bietet 50 bis 70 Start-up-Unternehmen kostengünstige Produktions- und Verkaufsräume.

Foto: Julia Knop, Hamburg

Anders als die charmante Bezeichnung vermuten lässt, entwickelt sich das differenzierte Fassadenbild des 140 Meter langen Baukörpers zu einer sehr differenzierten und geradezu raffinierten Gebäudehülle. Straßenseitig verläuft ein anthrazitfarbener Sockel mit Arkaden, deren Rücksprünge mit grüngelben Fassadentafeln markant bekleidet sind. Hier sind Ladengeschäfte angeordnet, die auch Fußgängern und Radfahrern Anreize bieten. Zur Rückseite dehnt sich das Erdgeschoss aus und erlaubt mit Rolltoren versehen ebenerdige Einfahrt in die Produktionsstätten und Geschäfte.

Die Bekleidung der geschlossenen Fassaden im Erdgeschoss besteht aus eloxierten Aluminiumkassetten. Sie alternieren mit geschosshohen Fensterschlitzen, die Licht in die tiefen Innenräume führen. Mit der schneeweiß leuchtenden Fassade aus durchscheinenden, leicht weißmattierten Industrie- Gussglasscheiben schwebt der Hauptbaukörper über dem Sockel. Die durchscheinende Hülle wird durch das rhythmisierende Aufbrechen in horizontale und vertikale Öffnungen über den Fenstern gegliedert.

Die Unterkonstruktion der Fassade ist auf 25 Zentimeter dimensioniert. Mit dieser Auskragung überdeckt die gläserne Bekleidung der VHF die vierflügeligen, quadratischen Werkstattfenster und erlaubt das Lüften durch die liegenden und stehenden Schlitze. So führt die teilweise Überlagerung der Gebäudeöffnungen zu einem spannungsreichen grafischen Fassadenbild, obwohl der lang gestreckte Baukörper in den Obergeschossen nur mit zwei Fenstertypen ausgestattet ist. Weiteres Gestaltungselement und gleichzeitig Bestandteil der tragenden Unterkonstruktion sind horizontale Auflagerschienen, welche die unterschiedlich langen Profilbauglas-Elemente halten. Sie laufen nicht durch, sondern verspringen von Fenster zu Fenster. Dämmerungsgesteuerte LED-Leuchten plus Verkabelung sind unter der Glasmembran in der Unterkonstruktion der VHF ebenso verankert wie die Vertikalmarkisen, die im Fassadenzwischenraum vor den quadratischen Fenstern liegen und der Verschattung dienen.

„Neben dem ästhetischen Aspekt bringt das rhythmisierende Aufbrechen der zweischaligen Fassade auch unmittelbare Vorteile“, begründete die Jury des Deutschen Fassadenpreisees für VHF 2013 ihre Entscheidung für die Anerkennung. „Es ermöglicht eine direkte und schallgeschützte Lüftung hinter dem Profilglas, streut das Tageslicht weit in die Innenräume und sorgt für blendfreie Arbeitsplätze. So ist den Architekten mit vergleichbar einfachen Mitteln ein beeindruckendes Fassadenkonzept gelungen.“


Dieser Text stammt aus der Dokumentation "Ausgezeichnete Architektur" Deutscher Fassadenpreis 2013 für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF). Die Dokumentation steht hier zum Download bereit.

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