H7 – Holz trifft auf „gebrannte Erde“

Bürohaus mit Keramikfassade im alten Stadthafen von Münster

H7, das Bürohaus von Andreas Heupel Architekten im alten Stadthafen von Münster, ist ein siebengeschossiger Holz-Hybridbau, der neue Maßstäbe im Hinblick auf Ökologie und Wirtschaftlichkeit setzt: Holz und Stahlbeton sind hier intelligent in Verbund gefasst. Für die Fassadengestaltung wählten die Architekten ein Material, das „fast so ursprünglich ist wie der Werkstoff Holz“ – grün glasierte keramische Fassadenplatten mit einer feinen horizontalen Reliefstruktur, die individuell und in enger Abstimmung mit dem Hersteller gefertigt wurden und je nach Tageslicht und Witterung abwechslungsreich changieren.

Die unregelmäßig abgetreppte Kubatur des Holz-Hybrid-Baus wird durch das schmale Grundstück und die Abstandsflächen bestimmt. Während die Stirnseiten des Büro- und Verwaltungsgebäudes großflächig verglast sind wurden die Längsseiten mit grün glasierten keramischen Fassadenplatten mit einer feinen horizontalen Reliefstruktur bekleidet. Die individuelle Sonderanfertigung aus dem Hause Moeding Keramikfassaden GmbH entstand in enger Abstimmung mit den Architekten. Foto: Anke Müllerklein
Die unregelmäßig abgetreppte Kubatur des Holz-Hybrid-Baus wird durch das schmale Grundstück und die Abstandsflächen bestimmt. Während die Stirnseiten des Büro- und Verwaltungsgebäudes großflächig verglast sind wurden die Längsseiten mit grün glasierten keramischen Fassadenplatten mit einer feinen horizontalen Reliefstruktur bekleidet. Die individuelle Sonderanfertigung aus dem Hause Moeding Keramikfassaden GmbH entstand in enger Abstimmung mit den Architekten.
Foto: Anke Müllerklein

Ein besonderes Gebäude zwischen „Theater und Käse“, so stellte Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe den Neubau beim ersten Spatenstich im Frühjahr 2015 vor. Während rechts das Wolfgang-Borchert-Theater im ehemaligen Getreidespeicher des Stadthafens residiert, ist links die „Hafenkäserei“ einer großen Biokäsemarke eingezogen. Der alte Binnenhafen der Stadt Münster ist als Warenumschlagplatz bedeutungslos geworden, stattdessen finden sich hier vorwiegend kulturelle und gastronomische Betriebe, die den sogenannten Kreativkai bilden.

Seit dem Frühjahr 2017 bieten die Terrassen des ca. 26 m hohen Büro- und Verwaltungsgebäudes H7 neue Ausblicke auf den Hafen. Als Hauptinvestor und Ankermieter für die 4.500 qm Nutzfläche war es einer regionalen Bio-Einzelhandelskette ein besonderes Anliegen mit dem Neubau ihrer Verwaltung die Qualitäten natürlicher Rohstoffe aufzuzeigen. Als höchster Holz-Hybridbau in Nordrhein-Westfalen wurde das Projekt jüngst mit einer Anerkennung beim Deutschen Holzbaupreis 2017 ausgezeichnet.

Um auf dem schmalen Grundstück die Abstandsflächen zu den benachbarten Gebäuden einzuhalten und trotzdem eine größtmögliche Offenheit und Flexibilität zu erhalten, ist die Gebäudekubatur unregelmäßig abgetreppt und bietet so in den oberen Geschossen urbane Terrassenflächen. An den großflächig verglasten Stirnseiten ist die Tragstruktur zudem klar ablesbar. Während die Stützen und Geschossdecken von außen mit Aluminiumprofilen bekleidet sind, wird die Holzkonstruktion im Inneren sichtbar: Statt die Balken aus Brandschutzgründen zu kapseln, wurden die Querschnitte um 6,3 cm, der Abbrandrate von Holz in 90 Minuten, vergrößert. Eine zweireihige Stahlbetonachse nimmt in der Mitte des Neubaus den zentralen Versorgungs- und Erschließungskern auf und verbindet sämtliche Einheiten. Über die zweigeschossige Eingangshalle mit Bistro öffnet sich das Gebäude und macht die Möglichkeiten von Holz hier bereits zum ersten Mal sichtbar. Im Vergleich zu einem herkömmlichen Stahlbetonbau konnten 262 Tonnen CO2 eingespart werden.

Eine Fassade wie ein Laubmantel

Dass der Holzbau von außen nicht wie ein Holzbau aussehen muss und trotzdem seinem ökologischen Anspruch gerecht wird, beweisen die Architekten mit einer Fassadengestaltung aus grün glasierten Keramikplatten der Firma Moeding. In Assoziation an einen Laubmantel wurden drei unterschiedliche Helligkeitsstufen des gleichen Grüntons definiert und nach einem genauen Verlegeplan auf den Längsseiten des Gebäudes angeordnet. Dank der exakten Planung liegen nie zwei Felder mit dem gleichen Farbton aneinander und es entsteht ein lebendiges Fassadenbild.

Ein Kriterium für die Wahl der Fassadenplatten aus Keramik war auch hier der Anspruch des Bauherren, möglichst natürliche Baustoffe und ein recyclebares Fassadensystem zu verwenden. Mit der Wahl der Moeding-Produkte aus Ton und Lehm, die zudem aus unmittelbarer Werksnähe stammen, sowie der Montage als vorgehängtes hinterlüftetes System, das sortenrein demontierbar ist, konnte beides erfüllt werden. Dazu sind alle Glasuren bei Moeding bleifrei.

Individuelle Sonderanfertigung

Die Plattengröße von 50 cm Höhe, 135 cm Breite und 4 cm Dicke ergibt sich aus dem Gebäuderaster von 1,35 m. Mit einer feinen Profilierung aus horizontalen Rillen in Abständen von 2,5, 5 und 10 cm, in einem unregelmäßigen Raster, lassen sich die Fugen zwischen den Fassadenplatten überspielen und die Gebäudelänge von immerhin fast 50 m mit einer feinen Struktur brechen. Drei Mundstücke mit unterschiedlichen Ausformungen erzeugen das filigrane Relief, das individuell und in enger Abstimmung mit dem Architekten für das Gebäude entworfen wurde. Als Basis für die Keramikplatten dient das Alphaton Rapid System der Moeding Keramikfassaden GmbH, das keine Montagereihenfolge vorgibt – ein großer Vorteil bei vielen verschiedenen Plattentypen aus Rillungen und Glasurfarben.

Glasur unterstreicht die Natürlichkeit des Materials
Auch diese wurden in mehreren Bemusterungsdurchläufen definiert und entsprechen in ihrer Semitransparenz dem Wunsch des Architekten, die Natürlichkeit des Materials sichtbar und erlebbar zu machen. So bleibt der keramische Grundscherben teilweise erkennbar. Unterstützt durch die Oberflächenstruktur der gerillten Platten changiert die Glasurfarbe auf der einzelnen Platte von gelblich bis tiefgrün und lässt bei bestimmten Lichtsituationen ein geradezu flirrendes Bild entstehen.

In enger Zusammenarbeit mit dem Hersteller wurde auch für den Übergang der Längsfassaden zu den Stirnseiten ein eigenes Werkzeug produziert. Das kräftige Hohlkammerprofil von etwa 12 x 12 cm umläuft die kompletten Stirnseiten und bildet einen Abschluss, der auch aus der Entfernung gut wahrzunehmen ist und die Präsenz von H7 am Stadthafen unterstreicht.

Für die Keramikfassade entwickelten die Architekten das Bild eines Laubmantels und definierten drei Grüntöne – die semitransparent lasiert wurden und den keramischen Grundscherben teilweise erkennbar lassen – sowie eine individuelle Oberflächenstruktur mit einer feinen Profilierung aus horizontalen Rillen. Foto: Anke Müllerklein
Für die Keramikfassade entwickelten die Architekten das Bild eines Laubmantels und definierten drei Grüntöne – die semitransparent lasiert wurden und den keramischen Grundscherben teilweise erkennbar lassen – sowie eine individuelle Oberflächenstruktur mit einer feinen Profilierung aus horizontalen Rillen.
Foto: Anke Müllerklein

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