Experimenteller Wohnbau in Hannover

Recyclinghaus in Hannover

Auf dem ehemaligen Expo 2000 Areal im Stadtteil Kronsberg in Hannover bot ein nicht bebautes Grundstück Raum für ein innovatives Pilot- und Forschungsprojekt zum Thema nachhaltiges Bauen. Die experimentierfreudige Gundlach GmbH & Co. KG, ein Bauunternehmen mit hohem Innovationsanspruch, wünschte als Bauherr ein „100-prozentiges Recyclinghaus“.

Der beispielhafte Prototypus mit drei verschiedenen, wiederverwerteten Bekleidungswerkstoffen für die VHF stößt die Debatte zum Umgang mit Ressourcen und grauer Energie‘ bei der Gebäudeherstellung an. Foto: Olaf Mahlstedt
Der beispielhafte Prototypus mit drei verschiedenen, wiederverwerteten Bekleidungswerkstoffen für die VHF stößt die Debatte zum Umgang mit Ressourcen und grauer Energie‘ bei der Gebäudeherstellung an. Foto: Olaf Mahlstedt

Experimenteller Wohnbau in Hannover

Auf dem ehemaligen Expo 2000 Areal im Stadtteil Kronsberg in Hannover bot ein nicht bebautes Grundstück Raum für ein innovatives Pilot- und Forschungsprojekt zum Thema nachhaltiges Bauen. Die experimentierfreudige Gundlach GmbH & Co. KG, ein Bauunternehmen mit hohem Innovationsanspruch, wünschte als Bauherr ein „100-prozentiges Recyclinghaus“.

Mit ihrem Entwurf für ein experimentelles Wohnhaus gewannen Cityförster Architekten, eine Partnerschaft junger Architekten, Ingenieure und Stadtplaner aus Hannover, 2015 einen eingeladenen Wettbewerb. Nach der gründlichen Definition der anzuwendenden
Recyclingstrategien, planten sie dieses als recycling-fähiges, vollständig dekomponierbares Wohnhaus, das zu großen Teilen aus gebrauchten Bauteilen und recycelten Baustoffen besteht. So wurden die Fassaden zu 90 Prozent mit wiederverwendeten Fassaden- und Bauelementen bekleidet, wobei die Architekten vier verschiedene Bekleidungswerkstoffe wählten, die lokal aus Abbruch- und Umbauvorhaben gewonnen werden konnten.

Die noch völlig intakten Faserzementtafeln, Wellblechplatten und Fensterelemente stammen aus dem Jahr 2007 und wurden einem Sanierungsvorhaben des Bauherren entnommen. Umformatiert und tiefschwarz beschichtet geben die Fassadentafeln zusammen mit den Elementen aus Profilbauglas ein charakteristisches Bild. Die Industrie-Gussglasscheiben stammen vom Abbruch eines alten Produktionsgebäudes, die Hölzer an der Fassade hatten ein Vorleben als Saunabänke eines bekannten Hannoveraner Fitnessclubs.

Für den Rohbau wählte Cityförster eine einstoffliche, leimfreie Massivholz-Konstruktion. Die Außenwände wurden in Vollholzgefachen mit einem Klemmflilz aus recycelten Kakaobohnensäcken gedämmt und mit einer Vorgehängten Hinterlüfteten Fassade bekleidet. Die VHF ist aufgrund ihrer einfachen Dekomponierbarkeit in ihre einzelnen Bestandteile recyclinggerecht im Sinne des kreislaufgerechten Bauens. Bei diesem Wohnhaus handelt essich um ein angewandtes Forschungsprojekt, dessen Strategien zur Energie- und Ressourceneinsparung eine wirtschaftliche Relevanz erlangen werden, sobald CO2-Emissionen und Ressourcenverbrauch auch in der Gebäudeherstellung einen Preis bekommen.

„Das Experimentalhaus von Cityförster in Hannover ist eine kleine Revolution: Der Prototyp beweist, wie sich mit leicht verfügbaren Recyclingmaterialien vorbildlich ressourcenschonend bauen lässt. Beachtliche 90 Prozent der Fassaden bestehen hierbei aus gebrauchten Bauteilen, die noch dazu ausschließlich lokal bei Abbrüchen und Umbauten gewonnen wurden. Anders als Verbundfassaden spielt hier die Vorgehängte Hinterlüftete Fassade ihre Vorteile als dekomponierbares und wiederverwendbares System aus. Der Denkanstoß aus Hannover befeuert die Diskussion über graue Energie und Ressourcenverbrauch und zeigt ganz nebenbei, wie Auswege aus einem aktuell umweltschädlichen Bauen gestalterisch höchst anspruchsvoll gelingen können.“ Dies nahm die Jury zum Anlass, das Projekt beim Deutschen Fassadenpreis 2020 für VHF mit einem Sonderpreis zu honorieren.


Detaillierte Informationen erhalten Sie in der Dokumentation "Ausgezeichnete Architektur - Deutscher Fassadenpreis 2020 für VHF".


Statement der Jury ...

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