Die Hochschule für Musik Karlsruhe ist eine künstlerisch-wissenschaftliche Einrichtung, die in Verantwortung für ein vielfältiges Musik- und Kulturleben ihre Studierenden auf künstlerische Berufe vorbereitet. Die Ausbildung umfasst auch den Bereich der Musik- und Kulturvermittlung. Das Schloss Gottesaue war Ende der 1980er Jahre Ausgangspunkt der baulichen Entwicklung am heutigen Standort. Hier wurden nunmehr durch Neubauten für die Bereiche Musiktheater, Zeitgenössische Musik, Musikwissenschaft und Musikinformatik, Musikjournalismus sowie Instrumentalunterricht die räumlichen Voraussetzungen für das Studium von über 650 Studierenden auf einem Campus geschaffen.
Der aus einem durch das Land Baden-Württemberg ausgelobten Architektenwettbewerb hervorgegangene Entwurf der Architekten Gerhard Feuerstein aus Lindau und Arne Rüdenauer aus Stuttgart für den Multimediakomplex manifestiert sich als eindrucksvoller, klar proportionierter Baukörper im Westen des Schlosses. Die Architekten umhüllten beinahe das gesamte Volumen mit einer Schale aus glänzend dunkelbrauner changierender Keramik. Zwei markante Elemente mit glatter, strahlend weißer Putzoberfläche heben sich stark dagegen ab: Es sind der über dem Flachbau aufragende Bühnenturm und der tief in die Fassadenebene zurückversetzte Eingang ins Foyer. Die keramische Schale des MUT erhält durch unterschiedliche Faltungen, variierende Anordnung, Unregelmäßigkeiten in Form und Textur sowie durch ihre Farbigkeit eine lebendige, fast textilhaft leichte Wirkung, die sich mit wechselndem Licht immer wieder verändert. Sie tritt in einen spannungsvollen Dialog zur Schlossfassade.
Ursprünglich als Lochblechhaut konzipiert, änderten sich im Verlauf des langen Planungsprozesses und im Dialog mit dem Bauherrn auf der Suche nach einer ästhetisch ansprechenden und nachhaltigen Lösung Art und Haptik der Bekleidung hin zu einer VHF mit Keramikelementen. Die einzelnen Baguettes sind Hohlkörper, deren Außenseite gefaltet ist, wodurch sich in der Fassadenansicht lange, vertikale Stäbe ergeben. Vier verschiedene Grundarten ermöglichen, versetzt und gespiegelt angeordnet, schier endlose Kombinationen.
Der Multimediakomplex überzeugte auch die Jury, die dem ausdrucksstarken Hochschulbau eine Anerkennung zusprach: „Er besticht durch die sorgfältige Gestaltung und Detaillierung seiner Fassaden, die von dem Kontrast zwischen der rauen, glänzend braunen Keramikfassade und den glatten, strahlend weißen Putzflächen am Eingang bestimmt werden. Beide Fassadenvariationen sind vorgehängt und hinterlüftet ausgeführt. Die Hülle des Multifunktionssaals besteht aus verdeckt befestigten, im Strangpressverfahren hergestellten Keramikplatten in Baguette-Form, die in Anspielung an einen Theatervorhang die Struktur eines Faltenwurfs zeigen. Dadurch, ebenso wie durch die beim Brennvorgang unvermeidlichen Unebenheiten der Glasur, entsteht eine spannungsvolle, abwechslungsreiche Erscheinung. Je nach Lichteinfall wirkt die Haut entweder dunkel und glatt oder sie spiegelt das Licht in den unterschiedlichsten Farbnuancen.“