Die Technische Universität Dresden forscht auf dem Gebiet der Energietechnik in unterschiedlichste Richtungen. Die Entwicklung neuer Technologien und die Kombination aus verschiedenen Ansätzen erfordern immer neue Versuchsanordnungen, die ständig veränderbar sein müssen. Mit dem Projekt ZET realisierten knerer und lang Architekten aus Dresden einen Institutsbau, der auf diese Anforderungen reagiert und je nach technischen Vorgaben an immer wieder anderen Stellen perforiert und geschlossen werden kann.
Im ZET wird die thermisch saubere Energieumwandlung durch Vergasung und Verbrennung von Abfällen, Biomasse und fossilen Brennstoffen erforscht. Zum Raumprogramm gehören auch ein Lehr- und Versuchskraftwerk für gekoppelte Kraftwerksysteme, Turbomaschinen und Komponenten für industrielle Energieanlagen und Flugtriebwerke. Verbundsysteme und Integration regenerativer Energiequellen und Solarenergienutzung sind im Kompetenzzentrum ebenfalls Thema.
Sinnbildlich gibt die präzis detaillierte Fassade die international konkurrenzfähige Forschungs- und Entwicklungsarbeit und ihre praktische Umsetzbarkeit wider. Mit einem „Lamellenvorhang“ aus gezogenen, bronzefarbenen Aluminiumprofilen als Sonnenschutz und Installationszone für technische Nachrüstungen fassen die Architekten die komplexe Form zusammen und vermitteln damit je nach Blickwinkel ein unterschiedliches Bild von der Kubatur des Hauses. Je nach Sonnenstand und Standort des Betrachters ist die fertige Form ablesbar oder erlaubt einen Einblick durch die Lamellen bis ins Innere des Hauses, seine technischen Inhalte und seine Konstruktion.
Vorgehängte hinterlüftete Fassaden bieten gegenüber nicht hinterlüfteten Systemen entscheidende bauphysikalische Vorteile. Zusätzlich lassen sich etwa LED-Anlagen, Blitzschutz oder Systeme zum Schutz empfindlicher Elektronik wirkungsvoll einplanen. In Dresden ist das südliche Obergeschoss komplett mit PV-Modulen bekleidet, die bewusster Bestandteil der Gestaltung sind. Neben Solarthermie auf dem Dach tragen die 80 Quadratmeter Photovoltaik an der Fassade zur Energieversorgung des öffentlichen Baus bei. So ist das Haus aufgrund seiner hohen Kompaktheit und Bauweise selbst ein Beispiel für energiesparendes Bauen.
„Der Kubus des Lehr- und Forschungszentrums stellt sich als großformatige Plastik im Stadtraum dar, deren Aussehen sich ebenso verändern kann wie die Versuchsanordnungen im Innern des Hauses. Ausbildung und Gestaltung der Fassade verweisen auf die technisch ausgerichtete Bestimmung des Instituts und unterstützen auf eigene und einprägsame Weise dessen Konzept und Programm“, begründete die Jury des Deutschen Fassadenpreises für VHF 2013 ihre Anerkennung. Die Fassade „erlaubt bei Bedarf das Herstellen und Schließen von Öffnungen in der dahinter liegenden Stahlbetonfassade – als subtile Modifikation unter Wahrung der Identität. Diese Dialektik von Kontinuität und Flexibilität überzeugt. Die funktionale und gestalterische Integration von Photovoltaik- und Solarmodulen im Bereich von Fassade und Dach ist hervorzuheben und beispielgebend für energiesparendes, zeitgemäßes Bauen.“
Dieser Text stammt aus der Dokumentation "Ausgezeichnete Architektur" Deutscher Fassadenpreis 2013 für vorgehängte hinterlüftete Fassaden (VHF). Die Dokumentation steht hier zum Download bereit.